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21.Feb 2021      1.Fasten-Sonntag

Wüste im Leben

Markus  1,12–15

Was können wir daraus lernen?

Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde von Satan in Versuchung geführt.

Wir können die Wüste als Sinnbild für unsere Durststrecken ansehen – Lebensabschnitte, die von Orientierungslosigkeit, von innerem Schmerz, von Verlassenheit geprägt sind. Aus solchen Zeiten können wir uns kaum selber heraus retten. Da ist uns bald jemand willkommen, der als Retter erscheint. Er beeindruckt uns durch seine bisher nie gehörten Antworten, die er  für unsere Unsicherheit bereitstellt. Er verfügt über reiches Wissen und bietet uns rasche, einleuchtende Lösungen an. Wo andere mühsam nach Auswegen suchen, hat er sie schon parat. Er ist der Meinung, es gäbe nur ein „Richtig oder Falsch“ und er wüsste das Richtige. Das Leben sei eine Straße, wo bei jeder Abzweigung der Wegweiser stünde, dem man nur zu folgen brauche. Aber in Wirklichkeit ist das Leben ein allmähliches Finden der Antworten. Die schrittweise gefundene Wahrheit muss sich dann erst bewähren, indem wir sie tun. In Krisen neigen Einzelmenschen und ganze Bevölkerungsgruppen dazu, auf die schnellen Antworten anzusprechen. Dass sie verführerisch sind, merken sie nicht. Wir sollten den Verführer nicht mit dem Wort „Satan“ abtun, denn darunter versteht man landläufig den absolut Bösen, die dunkle Macht mit scharfer giftiger  Stimme. Manche Denkrichtungen haben Satan gar zum Widerpart Gottes hochstilisiert. Das ist unbiblisch. Gott hat die uneingeschränkte Souveränität über den Kosmos und über jeden einzelnen Menschen. Es gibt zwar religiöse Vorstellungen, dass Satan die Möglichkeit hätte, gegen Gottes Macht anzutreten. Christlich ist diese Vorstellung nicht, genauso wenig wie es dem Christentum entspricht, Gott Vorwürfe zu machen, dass er das Bösen überhaupt wirken lässt. Die Allmacht Gottes ist nicht dadurch in Frage gestellt, dass sie einen Spielraum lässt für die Verführung, die Täuschung, den Betrug. Die Herrschaft Gottes ist keine „Diktatur des Richtigen“, dem alle gehorchen müssten. Ablenker stellen sich in unserer Gesellschaft breit auf. Sie verkünden uns mit lachender Miene: Nimm das – es ist billiger, es wirkt schneller, es glänzt mehr, es schützt dich besser. In den nächsten Schritten holen die Vortäuscher ihre Follower in ihre Abhängigkeit, sie verlangen blinde Unterwerfung und Aufgabe der eigenen Meinung. In spirituellen Gemeinschaft kann es zu Spaltungen führen. Wie kann sich eine Gemeinde davor schützen? Jesus empfiehlt ein sicheres Hilfsmittel: „An den Früchten werdet ihr sie erkennen“

In der Krise fallen die Menschen leichter auf die Anbieter herein. Wer am Rande der Verzweiflung steht,  der hat nicht mehr die Ruhe, sich für das Ehrliche und langfristig Gute zu entscheiden. Daher sollten wir uns vorher dafür rüsten, damit wir in der Durststrecke bestehen können. Wir sollten die Gewissheit in uns vertiefen: Ich bin in Gottes Hand. Er verliert mich nicht aus den Augen, was immer ich durchmache. Ich bin sein Sohn, bin seine Tochter, wir sind seine Familie – er ist das Familienoberhaupt, der Vater. Dieser Name „Vater“ soll uns heilig sein, er soll im Inneren gefestigt sein. Er soll der Anker in stürmischen Zeiten sein: „Vater“. Er soll Quelle in Durststrecken sein. Das müssen wir in uns festigen, damit wir darauf zurückgreifen können, wenn es uns einmal in die Wüste getrieben hat. In dem Vater-Gebet kommt auch der Satz vor: „Führe uns nicht in Versuchung“ Wie sollen wir den Satz verstehen? Kann denn das sein, dass Gott uns in Versuchung führt? Müssen wir ihn tatsächlich bitten, dass er das nicht tut? Vielleicht hilft es uns, wenn wir die vorige Bitte betrachten: „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Warum müssen wir ihn um die Ernährung bitten? Vergisst er uns sonst? Machen wir aus der Bitte ein Wort des Vertrauens: „Wir verlassen uns darauf, dass du uns nährst“ Genauso können wir es bei der Versuchungsbitte machen: „Wir vertrauen, wir sind gewiss, das nicht du es bist, der uns in Versuchung führt, aber du lässt Spielräume offen für die Anbieter.“ Du sagst: „Entscheidet euch: Wollt ihr das Billigere, das Schnellere, das Glänzendere? Ich bin kein Oberlehrer, der euch sofort mit dem Stock auf die Finger schlägt, wenn ihr nach dem greift, was euch letztlich schadet.“  Ja, du bist „Vater“ für uns. Du möchtest, dass  wir als Sohn, als Tochter heran reifen, dass wir Entwicklungsprozesse selber machen. Sollten wir einmal scheitern, dann lässt du uns trotzdem nicht fallen. Deshalb heißt es in der letzten Vater-Unser-Bitte: „Erlöse uns von dem Bösen“. Oder genau übersetzt: „Rette uns von dem, was uns schadet.“

Jesus gilt als der erste Sohn von Seiten des „Vaters“, der die Bewährungsprobe bestanden hat. Damit hat er bewiesen, dass die weiteren Söhne und Töchter, die in seine Schule eintreten, auch ihre Erprobungen bestehen können. Wenn die Wüstenphasen bei jemandem besonders lang ausfallen sollte  oder ganz an die Substanz geht, können wir zweierlei Gewissheit haben: Wir werden nie über unsere Verhältnisse auf die Belastungsprobe gestellt. Der „Vater“ weiß, was uns zumutbar ist. Und: Wenn wir die Phase überstanden haben, sind wir geschützt und gestärkt, so wie der Körper nach der Infektionserkrankung Antikörper in sich hat und so wie nur die besterprobten Astronauten danach in den Weltraum reisen dürfen. Bei Jesus dauerte der „Test“ 6 Wochen lang. Das ist bewundernswert. Er möchte aber mehr als Bewunderung: Er will uns Mut machen: „Ihr schafft auch eure Wüsten-Phasen.“

Er lebte mit (nicht: bei) den wilden Tieren.

Genau übersetzt heißt es: „Er lebte mit den wilden Tieren“ Dies zeugt von ungewöhnlicher Nähe. Er hat die Tiere der freien Wildbahn nicht bloß nahe an sich heran kommen lassen. Auch nicht: Sie verloren vor ihm die Scheu. Wenn er mit ihnen gelebt hat, dann hat er Seite an Seite mit ihnen den Tag und die Nacht verbracht. Vielleicht ist er gemeinsam mit einem Wüsten-Leoparden in dessen Höhle gelegen, um sich gegenseitig zu wärmen. Im Februar konnte es kalt sein in der Wüste. Gerade wenn der Mensch in äußerster Not ist, können Tiere ein geradezu menschliches Mitgefühl zeigen. Katzen streicheln den Weinenden und Raben bringen Brot, das sie bei Beduinen gestohlen haben – so wie es die Bibel von Prophet Elias erzählt.

Ob es jetzt noch vereinzelte Exemplare des Wüsten-Leoparden gibt  im Davidstal beim Toten Meer, ist ungewiss. Das Foto ist sicher älter als 20 Jahre. Das Prachttier ist sehr schwer zu sehen.

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Und die Engel dienten ihm.

Wir brauchen uns darunter keine Astral-Gestalten vorzustellen, die dem Gottessohn ihre Huldigung erwiesen. Das hätte dem hungernden Jesus nicht viel genützt. Das Wort für „dienen“ ist DIAKONEO und es bedeutet: „Umfassend versorgen“ oder „eine Mahlzeit auftischen“. Die ANGELOI sind Boten, also Menschen, die jemand geschickt hat. Der Notleidende wird sagen: „Euch hat der Himmel geschickt“. Vielleicht hatte ein Beduinen-Vater den fremden Einsiedler Jesus schon länger beobachtet, wie er ohne Verpflegung in einer Höhle hauste. So schickte er seine zwei Jüngsten mit einem Korb voll Essen zu dem für ihn fremden Wüstenbewohner. Auch wir können zu Boten werden, die der Himmel schickt zu einsamen Menschen. Wir können nicht genug aufmerksam sein, wo uns der Hauch Gottes hinschicken will, um für jemanden „ein Engel“ zu sein. Das nächste Mal, wo das Markus-Evangelium wieder das Wort DIAKONEO verwendet, ist die Schwiegermutter des Petrus, die zuerst fieberglühend danieder liegt und nach dem Aufrichten, die Gäste versorgt.

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