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22. Juli 2018

16.Sonntag i.Jahr

Zeit für die Mitarbeiter

Markus 6,30 – 34

Welch ein großartiger Vorgesetzter! Er holt sich nach Abschluss des mehrwöchigen Projektes bewusst die Mitarbeiter zusammen, um alles nach zu besprechen. Es geht ihm weniger darum, die Erträge zu überprüfen und abzurechnen, sondern er erkundigt sich ausführlich, wie es jedem einzelnen ergangen ist. „Sie berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.“ Man beachte die Reihenfolge: 1. Ihre Taten 2. Ihre Reden, die keine Predigten waren, sondern Aufklären über Wissenswertes, Vermittlung von etwas wenig Bekannten, aber fürs Leben Brauchbaren. Gemeinsam Rückblick zu halten kostet Zeit, hat aber einige Vorteile für die gesamte Mannschaft: Die Teilnehmer erfahren, wie unterschiedlich man dieselbe Aufgabe angehen konnte. Offene Fragen können frisch aus dem Tun heraus mit dem erfahrenen Lehrer besprochen werden. Der Unterricht ist praxisnahe, nicht bloß Bücherwissen.

Die Nachbesprechung war mit einem stärkenden und Gemeinschaft fördernden Essen verbunden. Das war typisch für Jesus: Liebe geht durch den Magen! Leider wurde die Mahlzeit ständig gestört von unangemeldeten Besuchern. Meist erhob sich wohl Jesus selbst von der Tafel. Das nervte die Mitarbeiter, die doch ersten Anspruch auf ihn gehabt hätten. Sie erwarteten sich seine ungeteilte Aufmerk-samkeit, sie waren empört über die laufende Ablenkung. Aber eine Menschen-menge, die nach Zuwendung hungert, kennt keine Rücksicht und lässt sich nicht disziplinieren. So griff Jesus zu Selbstschutz-Maßnahme. Er verlangte nach einem Boot und forderte seine Gruppe auf, mit ihm an einen ungestörten Ort zu rudern. Diese Auffordern gibt das Evangelium in direkter Rede wieder, sodass wir fast die Stimme des Meisters selber hören, wie sonst, wenn er sich an Personen wendet, die von einem Leiden betroffen sind: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind und ruht ein wenig aus!“ Es ist, als würde er aus der aktuellen Schilderung heraus in alle Zeiten hinein sprechen und sich an die Mitarbeiter in den kommenden 2000 Jahren wenden. Genau das ist es, was seine derzeitige und künftigen Anhänger ebenso notwendig brauchen, wie Kranke seine Behandlung. Sie ruderten nur wenige Kilometer weg in eine Ufergegend, wo keine Häuser standen und keine Straße hinführte. (Es ist das heutige Tabgha! Es ist tatsächlich eingeschlossen von 2 Felsen, die bis an den See reichen, sodass früher die Uferstraße dort in einen Bogen ins Landesinnere auswich und eine kleine Oase der Stille entstand.)

Massen sind aber gnadenlos und versuchen um jeden Preis auf ihr Recht zu kommen. Das erzeugt noch dazu einen sozialen Sog. „Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon. Sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.“ Man kann sich vorstellen, dass einige Jünger darüber fast einen Wutanfall bekamen. Jesus musste zugleich seine Mannschaft beruhigen und auf das Drängen der Massen eingehen. Üblicherweise werden ungeduldige Massen durch Gewaltandrohung in Schranken gewiesen (Demonstrationen durch Wasserwerfer oder Tränengas, Flüchtlinge durch Stacheldrahtzäune). Das ist die Linie Jesu nicht.

Man muss dem Alltag nicht weit entfliehen, um zu sich zu finden: Erholung im Salzkammergut: Grundlsee

Sein Mitleid wird im Evangelium begründet: „Denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Darin ist der unüberhörbare Vorwurf an die beauftragten Hirten enthalten. Sie sind den Gläubigen viel schuldig geblieben. Sie machen ihren Dienst nur wegen des Geldes. Sie bieten den Menschen nicht Schutz vor dem geistigen Gift das rundum versprüht wird. Der pastorale Dienst besteht darin, brauchbares Wissen zu vermitteln, das anwendbar ist in schwierigen Lebenslagen, um eine Weisheit erlernen zu können, die man dem Vortragenden abnimmt, weil er sie selbst im Leben anwendet.

 

ER LEHRTE SIE LANGE: Die künftige Kirche wird den Hunger nach dem Wort stillen, ein Wort das tröstet, das aus der Orientierungslosigkeit heraus hilft, das dazu ermutigt, das eigene Leben in die Hand zu nehmen.

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