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2. Juni 2019

7.Sonntag der Osterzeit

... sodass sie eins sein mögen

Joh 17, 20 - 26

Die kirchliche Leseordnung hat nun 3 Sonntage hintereinander den Gläubigen anspruchsvolle Evangelien-Abschnitte zugemutet. Sie sind nicht für durchschnittliche Religionsmitglieder gedacht, sondern für jene, die sich ihm ernsthaft verpflichtet haben. Der Welt hat er sich schon vorher geoffenbart (Joh 2 – 12), jetzt offenbart er sich den Seinen noch tiefer (Joh 13 – 17) Diese Abschiedsworte Jesu lassen sich in 3 Reden gliedern. Die erste spricht offen von seinem Weggang. Dieser eröffnet seiner Nachfolgegemeinschaft einen noch stärkeren Glauben an die Möglichkeiten des Vaters: „Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.“ (Joh 14,12). Im zweiten Redeteil mahnt Jesus die Verbundenheit mit ihm und untereinander ein: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ (Joh 15,5) Im 3.Redeteil kündigt Jesus seinen Vertrauten einen spirituellen Beistand an, denn bisher haben sie seine Lehre nur teilweise verstanden: „Wenn jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten.“ (Joh 16,13). Wohlgemerkt: Das sind Abschiedsworte und da legt man naturgemäß noch einmal verdichtet hinein, was man immer schon sagen wollte. Durchzogen sind die Abschiedsreden von dem Zeugnis Jesu, dass er sich vom Vater geliebt weiß. Würde dieses achtsame Verhältnis für sich isoliert bestehen (Vater <=> Sohn), dann wäre es fruchtlos. Da es aber untrennbar verknüpft ist mit der Fürsorge Jesu um seine Gemeinschaft, hat es seinen Ertrag: Gott <=>Jesus    Jesus <=> Gemeinde. Diese Verschränkung ist unerlässlich, eine bedingt die andere und bestätigt sie. Wenn Außenstehende in der Gemeinde eine herzliche, hilfsbereite Atmosphäre beobachten, können sie rückschließen auf den Gründer der Gemeinde und dessen Ursprung. Somit ist das überzeugende Gemeinde-Leben der stärkste Gottesbeweis.

An diese 3 Belehrungen schließt Jesus ein Gebet an, in dem alles bisher Gesagte gipfelt. Das Gebet zum Vater bildet die Krönung und den Abschluss dieser umfangreichen Texte. Eine höhere Steigerung gibt es nicht mehr. Er wendet sich an den Vater, aber nicht im Stillen, sondern so, dass es seine Anhänger hören können: „Ich habe das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast.“ (17,4) Dann vernehmen wir, wie Jesus seine Nachfolgegemein-schaft in den „Raum Gottes“ stellt.

Eigentlich sollte man diesen Text durchbeten, durchmeditieren, das nimmt viel Zeit in Anspruch. Das ist etwas anderes als Literatur dazu durchzuarbeiten. Es ist ein Gebet und keine Belehrung und keine Erzählung. Beim nachhaltigen Lesen beginnt etwas Tieferes mitzuschwingen, etwas Mystisches. Deshalb empfiehlt es sich, die Lesemethode entsprechend dem Inhalt zu wählen. Eine Möglichkeit wäre eine Schreibmeditation: Dazu schreibt man jeden einzelnen Vers auf ein eigenes Blatt Papier, sodass genug Platz bleibt für persönliche Gedankenanstöße, die auftauchen. Die Einzelblätter erlauben es auch, sie herum zu schieben und die Reihenfolge zu ändern und neue Gedankenverbindungen zu zulassen.

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Blick vom Berg Susita quer über den See nach Magdala

17:20 Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.

21 Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.

22 Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind,

23 ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich.

24 Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt.

25 Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast.

 

26 Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.

Mit „diese hier“– ist der Zwölferkreis gemeint, der von 27 bis 30 n.Chr mit ihm gegangen ist. Auf Grund deren späterem Zeugnis (=deren Wort) haben sich weitere Engagierte gefunden, die sich dem Jesus anvertrauen – damit sind alle gemeint, die sich bis heute mit dem Wort befassen und sich darauf einlassen – wir heutigen sind mit gemeint. Genau übersetzt „bittet“ Jesus nicht für sie, sondern er „fragt“ für sie. Das klingt sehr höflich. Er stellt vor Gott eine Anfrage, er wird bittstellig für sie. Jesus stellt uns in die Gegenwart Gottes, sodass Gott uns sieht und auf uns aufmerksam wird – ganz real - Jesus fragt an für uns.

Sein vorrangiges Anliegen ist unsere Einheit, womit weit mehr gemeint ist als eine Einigkeit unter einer Führung, mehr als ein Zusammenhelfen, mehr als eine geschlossenes Auftreten. Nicht: Sie „sollen eins sein“ wie die EÜ schreibt, sondern sie „mögen eins sein“ Das ist nicht die Anordnung seitens Jesus, sondern seine tiefe Sehnsucht. Sie mögen also nicht zwei sein oder drei oder noch mehr, sondern Eins – also ein Corpus, eine Einheit. Es ist ein ineinander verschmolzen sein, sodass einer ohne den anderen gar nicht bestehen kann, so wie der Mann Jesus verschmolzen ist mit seinem Ausgangspunkt, seinem Urheber, seiner Mission, die er als „Vater“ anspricht. Er weiß sich von dort her abgesandt (griechisch APOSTELLO)

Die "Herrlichkeit" ist das strahlende Licht, die Helligkeit, der Glanz, der Bühnen-Scheinwerfer, die starke Ausstrahlung, der überwältigende Erfolg das hat er seiner Nachfolge-Gemeinschaft gegeben. Jesus selber rühmt sich nicht wegen seines strahlenden Erfolges, sondern er erachtet ihn als gegeben, als geschenkt, als ermöglicht. Aus seiner Formulierung klingt Dankbarkeit. Er stellt denen dasselbe in Aussicht, die ihm vertrauen, nicht so sehr den Einzlnen als viel mehr dem Miteinander, das den einen Corpus bildet. Dieses Ineinander Verschmolzen Sein ist wie eine mystische Erfahrung Jesu: Ich gehe ganz in ihm, dem Auftraggeber auf. Ich identifiziere mich mit ihm, dem Vater. Ein weltlicher Vergleich wäre es, wenn jemand sagt, er gehe ganz in seiner Firma auf oder er lebe ganz im Sport oder er sei ganz eins mit der Musik.

Was den inneren Zusammenhalt der Gemeinde ausmacht, das bin ich: Das Ich (griechisch: EGO) ist betont, genauso wie das DU des Vaters. Weshalb also meine Anhänger so eine Ausstrahlung haben, das bin ich. Die Folge davon ist, dass die Menschen im Umfeld zu einer Einsicht kommen: Die normale Gesellschaft wünscht sich, in Wirklichkeit jemanden an dem man sich orientieren kann. Durch die Gemeinde wird die Welt aufmerksam auf diesen GESANDTEN, der das Richtmaß für den Menschen ist.

Jesus richtet an den Vater den Wunsch: Alle, die zu mir gefunden haben, denen du den Weg eröffnet hast zu mir, sie mögen mit mir sein (nicht bei mir, wie die EÜ schreibt)

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Die Gemeinschaft folgt den Spuren Jesu auf der "gegenüberliegenden" Seite des Sees

„Gerecht“ - so stellt sich die Mehrheit der Leute Gott vor: „Es muss letztlich eine Gerechtigkeit geben,“ sagen sie. Aber damit haben sie noch nicht viel verstanden vom neuen Gottesbild Jesu.

In der Geistesgeschichte hat Jesus in überragender Weise eine Gotteserkenntnis gelehrt, wie kein anderer je zuvor und je danach. Er hat eine einzigartige Erkenntnis in der Menschheit eingepflanzt und er hat es seinem Anhängerkreis anvertraut,  ihn als den Gesandten bekannt zu machen.

Jesus verkündet ein neues Gottesbild und verkörpert es selber, er macht einen neuen Gottesnamen begreiflich, einen der weit über Gerechtigkeit hinaus geht, einen der mit Liebe verknüpft ist. Sein Auftreten als über Dreißigjähriger war von der Liebe her motiviert, von einer starken väterlichen Liebe. An sie wendet er sich als Bittsteller ganz zum Schluss vor seinem Hinscheiden: „Ich habe mich von dir geleitet gefühlt. Bitte, sei auch in ihnen, sei in meiner Nachfolgegemeinschaft spürbar.“ 

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