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30. Sept. 2018

26.Sonntag i.Jahr6

Diesmal packt das Sonntagsevangelium zu viele Themen hinein, deshalb beschränken wir uns auf einen Satz. Ausführlich zu allen Themen: Siehe das

Die größte Gefahr für den Glauben, für die Kirchengemeinschaft und für die nicht so gebildeten Mitglieder sind nicht die Christenverfolger, nicht die atheistischen Lehren, nicht die fremden Religionen, sondern die Großen in den eigenen Reihen, wenn sie etwas tun, was das Vertrauen der kleinen Leute erschüttert. Wenn die Führenden eindrucksvoll reden und die Kleinen dann drauf kommen, wie anders sie in Wirklichkeit handeln. Gerade dann werden sie besonders verunsichert. Enttäuscht wenden sich ab von der Gemeinschaft, die ihre Rettung gewesen wäre. Sie wagen es nicht mehr, darin einen Halt zu suchen. Der Schaden nimmt ein unermessliches Ausmaß an.

Wehe, wer die Kleinen

irritiert

Markus 9,24

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Im Ausgrabungsgelände von Kafarnaum wurden Eselsmühlsteine gefunden. Sie wiegen 200 - 300 kg. Das Loch für den Holzriegel zum Drehen ist gut zu erkennen.

Für Jesus waren immer die Kleinen wichtig, die Unscheinbaren, die in der Herde mitlaufen – hinter den Starken her. Er sagte: „Es gibt viele, die glaubensmäßig auf wackeligen Beinen stehen und deshalb zu den Führenden aufschauen. Wehe, wenn ein Großer in der Gemeinde nur einen einzigen von diesen Kleinen verunsichert im Glauben oder ihn gar enttäuscht. Im griechischen Originalwort SKANDALIZO ist „Skandal“ heraus zu hören: Ursache sein, dass jemand zu Fall kommt. Wehe, wer sich als geistlicher Führer, als Saubermann hinstellt und sich im Hintergrund unmenschlich verhält. So etwas hätten die Mitglieder dem Ehrenmann nicht zugetraut. Solche Abstürze müssen um jeden Preis vermieden werden. Auch Paulus verwendet dasselbe Wort, wenn in den 50er Jahren an die Gemeinde von Korinth schreibt: „Wer leidet unter seiner Schwachheit und ich fühle das Schwachsein nicht mit ihm? Wer kommt zu Fall und ich brenne nicht vor Sorge?“ (2 Kor 11,29)

Wer Vertrauensverlust verursacht, löst eine Lawine von schlimmen Folgen aus und das kann nicht unbestraft bleiben. Es zieht schwerwiegende, anhaltende Strafen nach sich. Wer für einen Glaubensanfänger zum Stolperstein wird oder gar sein Weggehen verschuldet, der muss sich auf ein angemessenes Strafverfahren gefasst machen. „Ich würde ihm das nicht wünschen“, scheint Jesus zu sagen. „Da wäre er besser dran, wenn er gleich ins Meer geworfen würde mit einem Eselsmühlstein um den Hals und schnell in die Tiefe gezogen würde.“ Jesus führt seinen Zuhörern bewusst nicht den kleinen Handmühlstein vor Augen, sondern den großen, den die Esel drehen müssen. Damit kommt die Leiche nie wieder an die Oberfläche. Ertränken im Meer war ein grausamer, aber rascher Tod. Im Judentum war es als Hinrichtungsart verpönt, wahrscheinlich deshalb, weil dadurch dem Toten die Bestattung verwehrt wurde.

Warum ist Jesus hier so wortgewaltig? Er, dessen Zauber in seiner Stimme sonst tröstet oder ermutigt oder den rechten Weg weist? Der Grund ist einfach: Die von sich Eingenommenen verstehen keine andere Sprache. Mit vernünftiger Erklärung oder mit gut gemeinten Apellen kommt man denen nicht bei. Erst die Angst, dass sie ihre eigene Haut retten müssen, ist die letzte Chance, sie zu Besinnung zu bringen. Oft gelingt auch das nicht, aber es ist der äußerste Versuch. Es geht Jesus so oft darum, das in den Menschen mühsam aufgebaute Vertrauen und die Lebenszuversicht nicht wieder in Gefahr zu bringen. Seine erfolgreichste Heilmethode war das Vertrauen, das Festhalten am Glauben. Darum sagt er sooft: „Dein Glaube hat dich gerettet.“ Diese Heilmethode ist bis heute anwendbar.

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