top of page

12. Aug. 2018

19.Sonntag i.Jahr

Sich von ihm nähren

Joh 6,41-51

Dies ist die 3. Fortsetzung zum "Brot-Thema" -  und es wird von Mal zu Mal anspruchsvoller: Ein schwieriger Text, verwirrend, sprunghaft und sogar widersprüchlich. Scheinbar jedenfalls!!! Greifen wir nur einen Kernsatz heraus: "Ich bin das lebendige Brot das vom Himmel herab gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben." Es ist die Frage, ob Jesus das zu Lebzeiten gesagt hat, oder ob die Herausgeber des Johannes-Evange-liums 60 Jahre später darin ihre Erfahrung ausdrücken wollten: "Von der Beziehung zu Jesus kann man sich ernähren." Ihn zu studieren, sich in ihn zu vertiefen, in sein Wort,  in sein Werk, in seine Nachfolge-Gemeinschaft - all das verleiht einem als Schüler enormes Rückgrad. Es stärkt spürbar.

Tabgha2 web.jpg

Wer gelernt hat, sich davon zu ernähren, wird immer wieder bestätigen: Ich bin so dankbar. Es ist das Geschenk des Himmels. Das eigene Leben gewinnt an Spannkraft. Der bleibt frisch, der sich zur Gewohnheit gemacht hat, davon zu essen. Kaum ein Schicksalschlag kann ihn zermürben . Das ist gemeint mit ewigem Leben: "Selbst der Tod kann ihm nichts anhaben." (Ich verwende hier den Wortlaut von Bruder David Steindl-Rast, ein Mönch, der mit seinen über 90 Jahren eine bewundernswerte Vitalität zeigt)

Wenn das Brotwort tatsächlich aus dem Mund Jesu kommt, dann ist es einzigartig. Es hat kein Vorbild in der jüdischen Spiritualität, findet sich nirgenwo  sonst im Alten Testament. Es steht wohl auch religionsgeschichtlilch einmalig da.

Der Text enthält ein paar Auffälligkeiten: Die Juden murrten gegen ihn. Zu Lebzeiten war doch Jesus nur von Juden umgeben, er lebte in der jüdischen Kultur. Da hätte es genügt, zu sagen: Seine Zuhörer murrten. Der Text deutet somit auf ein griechisches Umfeld hin: eine Stadt im Römerreich, wo es daneben auch Synagogen gab, denen solch ein Jesus-Wort eine Zumutung war. Die Jesus-Vertrauenden Juden hingegen hielten denen, die sich empören, vor: Ihr macht es genauso wie  damals beim Durchzug durch die Wüste: Sie murrten gegen Mose. Das Johannes-Evangelium verwendtet wörtlich denselben Ausdruck. Genau betrachtet reden die misstrauischen Juden nicht Jesus selbst an, sondern sie äußern sich über ihn: "Wir kennen seine Abstammung!" Das deutet wieder auf eine spätere Jesus-Ablehnung hin: Wie kann der behaupten, vom Himmel herab gekommen zu sein?  Wie unvernünftig ist es, sich auf einen so übertriebenen Schwärmer zu verlassen? Spätestens jetzt ist es Zeit, sich von so einem zu distanzieren.

So abwertende Worte sind bis heute nicht verstummt. Ihnen im Streitgespräch etwas dagegen zu halten, wird wenig bringen. Sinnvoller ist es, sich selbst weiterhin zu ernähren von IHM und bei sich selbst die stärkende Wirkung langfristig zu beobachten.  Auch die Suche nach Gesinnungs-Geschwistern wird unerlässlilch sein, sodass "Brot-Kreise" wachsen - zusammengesetzt aus Menschen, die ihn als Nahrung bereits kennengelernt haben und die sich in dem Lernprozess weiter bestärken.

bottom of page