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Taufe - zweite Geburt von Grund auf.      Nikodemus-Gespräch Joh 3,1-21

 

Wenige Monate nach seiner eigenen Taufe im Jordan führt Jesus in Jerusalem ein nächtliches Gespräch mit einem hochangesehen Mann aus dem jüdischen Volk: Nikodemus. „Rabbi, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist." Jesus antwortete ihm: „Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht von oben geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen." Das Wort "von oben" heißt im Griechischen ANOTHEN. Man kann es übersetzen mit = "von Grund auf, von Anfang an, von neuem". Lukas verwendet es, wenn er schreibt: Ich bin allem von Grund auf sorgfältig nachgegangen. (Lk 1,3) Paulus verwendet es ähnlich: Warum wollt ihr von neuem Sklaven der Götter werden? (Gal 4,9)

Nikodemus (er versteht unter "von oben" "von neuem" geboren) entgegnete ihm: „Wie kann ein Mensch, der schon alt ist, geboren werden? Kann er etwa in den Schoß seiner Mutter zurückkehren und noch einmal geboren werden?" Jesus antwortete: „Was ich dir jetzt sage, ist Amen/zuverlässig, hat sich bewährt. Wenn jemand nicht aus dem Wasser (=durch das Ritual, durch den Taufakt) und dem Geist (= durch Begeisterung, Inspiration) geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren (= Beginn eines spirituellen Lebens) ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von oben (= von Grund auf, spirituell) geboren werden. … Nikodemus erwiderte ihm: „Wie kann das geschehen?" Jesus antwortete: „Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht?" (Joh 3,2-9) Jesus spricht also eindeutig von einer zweiten Geburt, nach der ersten, der körperlichen. Er nennt sie aber nicht "Wiedergeburt", sondern "prinzipielle Geburt", "wesentliche, tiefgründige Geburt".

 

Paulus nennt die dritte Geburt "Sohn Gottes in Macht" (Röm 1,3f)

 

Für Jesus wird es im Laufe seines Wirkens mehr und mehr klar, worauf sein Weg der Liebe hinausläuft, sein Weg der konsequenten Vergebung, nämlich auf den gewaltsamen Tod. Er wird ein schlimmes Sterben durchmachen und er wird danach von Gott gerettet, bestätigt, aus den Todesfluten herausgeholt und erweckt einem Leben, dem der Tod nichts mehr anhaben kann. Das Sterben wird seine weitere Taufe, seine letzte Geburt. Paulus nennt es im Römerbrief "Einsetzung als Sohn in Macht". Der Apostel verkündet "das Evangelium Gottes, das Evangelium von seinem Sohn, der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids, der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten" (Röm 1,3f) Für Paulus ist der ganz normale Jude und Mensch Jesus seit seinem Tod und seiner Erweckung der Sohn Gottes geworden. Römische Kaiser wurden nach ihrem verdienten Leben durch "Senatsbeschluss" zum "Gott" erhoben. Jesus hingegen durch den "Geist der Heiligkeit". Jesus ist überzeugt: Es gibt für jemand, der den spirituellen Weg beschreitet, nach der körperlichen Geburt noch eine zweite Geburt, sogar eine dritte. Alle vollziehen sich aber hier in dieser Welt, nur auf verschiedenen Ebenen: zuerst auf der normalen körperlichen (als Baby), dann auf der spirituellen (von Grund auf neu), drittens als Lebenshingabe aus Liebe. Eine Wiedergeburt nach dem Tod lehrt Jesus nicht und Paulus nicht - schon gar nicht Wiedergeburt als Rückkehr vom Jenseits in die Welt.

 

Zwei Beispiele von Taufen im Jahr 50 n.Chr. als Lebenswende

 

Abschließend noch zwei Beispiele von im Frühchristentum Getauften: Paulus betritt 50 n.Chr erstmals europäischem Boden: Die ersten, die ihm hier gebannt zuhören, sind Frauen. Lydia eine reiche Dame will sofort die Gotteskindschaft erlangen. Paulus tauft sie an einem Bach vor den Toren der makedonischen Stadt Philippi. Schon kurze Zeit später sitzt er im Gefängnis von Philippi, kommt aber durch ein Erdbeben frei. Der Haft-Aufseher will sich  deswegen das Leben nehmen, Paulus hält ihn davon ab. Der Gefängnis-Vorsteher ist von der Fürsorge des Paulus um ihn so betroffen, dass er fragt: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden.“ Paulus verrät ihm das Geheimnis seines Lebens in Gelassenheit: „Nimm Jesus als Herrn an! Gib ihm Raum in deinem Leben, erlaube ihm vollen Zugang." Dieser Römer lässt sich taufen mit seinem ganzen Haus und es beginnt ein neues Leben für ihn. (Siehe Apg 16,11-40)

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