
29. März 2020
5.Fasten-Sonntag
Diese Krankheit führt nicht zum Tod
Joh 11,1-46
Was hier in Joh 11 kurz vor Beginn des Leidens Jesu geschildert wird, gilt weithin als das „größte Wunder“ Jesu, auch wenn es das Evangelium selbst mit „Zeichen“ benennt. Es ist eine Schilderung voller Dramaturgie, mit mehrfachem Wechsel des Schauplatzes und Wechsel der Gefühle. Es ist keineswegs eine frei erfundene Geschichte, sondern hier erzählt ein Augenzeuge. Der Leser wird von Anfang bis zum Schluss in Spannung gehalten. Trotzdem sträubt sich der heutige Menschen und stellt sich die Frage – berechtigt oder unberechtigt: Kann das so gewesen sein – Totenerweckung heraus aus der Grabstätte – 4 Tage nach dem Begräbnis? Abgesehen vom Hergang der Ereignisse enthält die Schilderung Einzelsätze, die für sich als Juwelen gelten:
-
„Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes.“ Hinterher wird man erkennen: Die Welt ist an etwas wie einer Pandemie nicht zu Grunde gegangen, sondern es kommt auf die neue Sichtweise an, was dabei strahlend ans Licht gekommen: Bei aller Tragik hat die Krankheit die Menschheitsfamilie in nie gesehen Ausmaß zusammengeführt. Liebe und Hilfsbereitschaft wurde ins Rampenlicht gestellt.
-
„Alles worum du bittest, wird Gott dir geben.“ – das bezieht die Marta nur auf Jesus, er aber empfiehlt in seiner Gebetslehre uns, genau das einzuüben: „Alles, worum ihr betet und bittet, - glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil.“
-
„Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ Wer sich auf ihn einlässt, seine persönliche Lebensphilosophie an ihm ausrichtet, den kann nichts Schlimmes mehr aus der Bahn werfen. Worin andere den Untergang sehen, darin wird einer, der sich dem MEISTER anvertraut hat und in seine Schule eingetreten ist, immer noch einen Ausweg, eine Rettung erhoffen und erleben. Das sind nur 3 Edelsteine – herausgeschnitten aus der Erzählung.
Begeben wir uns nun auf die Schauplätze und lassen wir uns auf die Umstände ein: Es spielte sich im Feb des Jahres 30 n.Chr ab. Der bevorstehende Anschlag auf Jesus und sein dreijähriges Erfolgswirken warf schon seine düsteren Schatten voraus. Im Dez 29 n.Chr. (= beim Tempelweihfest in Jerusalem) versuchten die strenggläubigen Juden ihn ernsthaft umzubringen, indem sie ihn umzingelten und steinigen wollten. Er wehrte sich dadurch, dass er ihnen entgegen hielt: „Viele guten Taten habe ich im Auftrag des Vaters getan. Für welche von ihnen wollt ihr mich zu Tode steinigen?“ (Joh 10,31f). Sie versuchten, ihn festzunehmen, aber er entzog sich ihrem Zugriff. Er ging 30 km durch die Wüste, vorbei an Jericho an die Jordan-Stelle, wo Johannes als Erstes getauft hatte. (Joh 10,40) Jesus holte sich das Ereignis drei Jahre zuvor in Erinnerung: Es war ein Sterben im Jordan, wenn auch nur ein rituelles. Demnächst würde ihn das reale Sterben treffen. Johannes hatte ihn das „Lamm Gottes“ genannt, was eine Anspielung auf das Pascha-Lamm war. Also würde er nicht vor dem Pascha-Fest sterben dürfen.
Nun setzt die Schilderung des Krankenheitsfalles Lazarus unvermittelt ein. Der Leser hat noch nie etwas von dem Mann erfahren. Er dürfte ein wohlhabender, aber integrer Mann gewesen sein, der befreundet war mit vielen Angesehenen aus Jerusalem. Seine Residenz hatte er nicht in der Stadt, sondern in dem kleinen Dorf Betanien, das man nach 2,8 km erreichte , wenn man die Stadt über den Ölberg Richtung Osten verließ. Er lebte mit seinen beiden Schwestern Marta und Maria zusammen. Jesus war mit den dreien eng befreundet und war dort jederzeit willkommen gewesen, wenn er sich in der heiligen Stadt aufgehalten hatte. So war der Mann auch dem engstem Schülerkreis kein Unbekannter. Jesus hatte also in seinem nahen Umfeld auch Personen, die er schätzte und liebte, ohne dass sie ihn als „Jünger“ begleiteten. Die Krankheit des Lazarus zog sich in die Länge und trotzdem hatte Jesus bisher noch keinen inneren Auftrag erhalten zu einer rettenden Heilbehandlung. Während Jesus sich nun am Jordan aufhielt, (einen Tagesmarsch entfernt!) erhielt er von Marta die Eilnachricht: „Der, den du liebst, ist krank.“ Jesus war sofort klar, dass die Krankheit ein lebensbedrohliches Stadium erreicht hatte.

So könnte das Grab des Lazarus ausgesehen haben: Eine Höhle und ein Rollstein zum Verschließen
Dennoch wusste er: „Diese Krankheit geht nicht in Richtung Tod, sondern ist dafür da, dass der Glanz der Liebe erstrahlt. Gott ist die Liebe und sie wird im vollen Licht aufleuchten. Durch die Krankheit soll auch derjenige von Licht umstrahlt werden, der das Erbgut Gottes in die Welt gebracht hat, der als Sohn eingesetzt ist.“ Das dachte Jesus nicht nur, sondern sprach es auch aus. Jesus war mit den dreien: Marta, ihrer Schwester und Lazarus in einer sehr herzlichen Freundschaft verbunden. Trotzdem eilte er nicht sofort zu dem Totkranken, sondern ließ noch Tage vergehen, indem er am Jordan blieb. Das erscheint seltsam, aber der Grund kann nur der sein, dass ihm die innere Stimme noch nicht deutlich rief. Er konnte nur das ausführen, wofür er einen unmissverständlichen Auftrag hatte. Darauf wartete er – auf den Auftrag des VATERS. Seinen Schülern erklärte er es mit „Schlaf des Freundes Lazarus.“ Als er nach 2 Tagen zum Aufbruch rief, wehrten die Schüler ab: „Du bist gerade dem Anschlag durch Steinwürfe entronnen und jetzt begibst du dich erneut in Lebensgefahr.“ Nun sprach Jesus Klartext: Was ich zuvor als Schlaf bezeichnet habe, damit ist der Tod gemeint. Lazarus gilt offiziell als verstorben, aber ich muss gehen, um ihn aufzuwecken.“ Einer aus dem Zwölferkreis, Thomas, genannt Zwilling, rief die anderen mutig auf: „Gehen wir mit, auch wenn wir damit unser Leben aufs Spiel setzen.“
Als Jesus die Nähe des Dorfes Betanien erreichte, schien alles zu spät. Das Ableben und das sofort anschließende Begräbnis lagen schon vier Tage zurück. Es kam ihm Marta entgegen und ihr erstes Wort war eines, das die beiden Schwestern tagelang ständig beschäftigt hatte: „Herr, wärest du hier gewesen, dann wäre er nicht gestorben.“ Das klang nach Vorwurf, aber den entschärfte Marta sofort, indem sie sagte: „Trotzdem trage ich in mir ein Wissen, das ich mir erworben habe: Alles, worum du Gott bittest, wird dir Gott geben.“ Was Marta hier aussprach, klang eher nach einem angelernten Glaubenswissen als nach eigener Erfahrung. Jesus sagte ihr nur kurz darauf: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Wieder fasst Marta sein Wort der Auferstehung wie eine religiöse Formel auf und tischt wieder ihre trockenen Glaubenssätze auf: „Ich habe das Wissen in mir, dass mein Bruder am Ende der Tage auferstehen wird, wenn Gott alle Toten aus den Gräbern zur Auferstehung holt.“ Jetzt zog Jesus alle Register und sagte: „Ich – ja ich, wie ich vor dir stehe, ich bin die Auferstehung. Nicht Auferstehung am Ende der Tage! In mir ist das Leben Realität. Wer sich auf mich einlässt, wer mir ganz und gar Vertrauen entgegen bringt, der wird leben, auch wenn er die Schwelle des Todes überschreiten muss. Das gilt ausnahmslos für jeden, der mitten im Leben steht und sich mir anvertraut. Dem kann der Tod nichts anhaben. Für den ist das Jetzt schon die Ewigkeit. Kannst du dem zustimmen? Kannst du diesen Worten Glauben schenken?“ Ob Marta dafür schon reif war, sei dahin gestellt, jedenfalls sagte sie: „Ja! Herr! “ und sie bekräftigte es mit einem formelhaften Glaubensbekenntnis, nach dem sie eigentlich nicht gefragt worden war: „Ich habe zu dem Glauben gefunden, dass du der Messias bist, der Gesalbte. Du bist der Sohn, dem Gott alles anvertraut hat.“ (Auffallend ist, dass Jesus vom „Glauben an jemand“ spricht, während sie mit „Glauben, dass ...“ antwortet. Es könnte sein, dass sich dieses theologische Gespräch nicht an diesem Schauplatz ereignet hat – es passt auch nicht in die tragische Situation, wo man einen lieben Menschen verloren hat. Möglicherweise ist es eine Ergänzung 60 Jahre später, als das Johannes-Evangelium entstanden ist).
Marta verständigte heimlich und unbemerkt von den vielen Trauergästen ihre Schwester Maria: „Der Meister ist anwesend. Er ruft dich.“ Sie erhob sich sofort und eilte schnell zu ihm, er war noch draußen am Dorfrand. Als sie ihn erreicht hatte, fiel sie ihm zu Füßen, was Marta nicht getan hatte. Aber sie empfing ihn mit denselben bitteren Worten: „Herr, wärest du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Den heimlichen Vorwurf schwächte sie nicht durch religiöses Gestammel ab wie Marta. Sie schluchzte und stieß Schreie aus (Es war heftiger als normales Weinen) Auch von den Trauergästen waren etliche dorthin gekommen, wo Jesus war und sie wurden so erfasst von den starken Emotionen der Frau, dass auch sie zu schluchzen begannen. Das ging Jesus dann sehr nahe und es rüttelte ihn ziemlich auf. Es war sein Mitempfinden aus Liebe und es mobilisierte seine Entschlusskraft gewaltig. Jetzt schritt er zur Tat. Er fragte: „Wo habt ihr ihn hingelegt?“ (Wörtlich übersetzt!) Damit meinte er, wo sie ihn bestattet hatten“. Sie standen ja noch nicht beim Haus des Lazarus. Außerdem gab es Vorschriften, dass ein Toter in gehörigem Abstand vom Wohnhaus bestattet werden musste. Da es sich um eine reiche Familie handelte, hatten sie ein Felsengrab mit einem Rollstein. Die Trauergäste geleiteten den Meister zu der 200 Meter entfernten Gruftstätte (Die Archäologie um 1950 hat das bestätigt) Die Gäste merkten, dass Jesus die Tränen in den Augen standen. Er schluchzte nicht, aber er konnte die Trauer nicht verbergen. Er weinte leise. *(Die Einheitsübersetzung schreibt von Maria und von Jesus gleichermaßen: Er/sie weinte. Der Originaltext hingegen verwendet unterschiedliche Wörter) In diesen Tränen sahen sie den Beweis für die innige Freundschaft zwischen den beiden. Andere konnten ihren beißenden Mund nicht halten und sagten: „Noch vor 3 Monaten hat er beim Laubhüttenfest im Oktober die Augen eines Blinden geöffnet. So hätte er auch längst etwas tun können, damit sein Freund nicht stirbt.“ Diese Spötter hatten nicht im Geringsten verstanden, dass Jesus nur das tun konnte, wozu ihn der Vater beauftragt und nur dann, wenn der Vater grünes Licht gegeben hatte.) Diese Stimmen gingen ihm erneut sehr nahe und er stieg in die Gruftstätte. Es führten ein paar Treppen hinab zu dem Höhleneingang, auf dem ein großer flacher Stein lag. Jesus sagte: „Hebt den Stein weg“. Jetzt wurde es für Marta, die Schwester des Verstorbenen, peinlich. Sie musste gedacht haben: Was verlangt er da Unsinniges. Daher hielt sie dagegen: „Herr, er riecht schon. Es ist nämlich der vierte Tag.“ Jesus wies sie freundlich, aber klar zurecht: „Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du Vertrauen hast, wirst du den herrlichen Lichtkranz Gottes sehen. Du wirst sehen, wie die Liebe erstrahlt. Gott ist die Liebe“. Sie hoben den Stein auf und er hob seine Augen auf. Er blickte nach oben, wie er es immer tat, wenn er mit der Hilfe Gottes rechnete, so als würde er sagen: „Jetzt bist du dran“. Er sprach für alle hörbar: „Vater, dir gilt mein Dank. (Griechisch: EUCHARISTO) Denn du hast mir Gehör geschenkt. Ich wusste, dass du mich sowieso immer hörst. Eigentlich erübrigen sich die Wort an dich. Aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich das gesagt“. Jesus nützte diesen Anlass, zu demonstrieren, dass er nie eigenmächtig handelt, sondern dass er nur tut, was er vom Vater sieht. Er steht in ständigem Austausch mit ihm. Dann ließ Jesus laut und mächtig seine Stimme erschallen, indem er Lazarus mit Namen rief: „Lazarus!“ Es klang als würde er ihn von weit her rufen. Aber er rief mit der Selbstverständlichkeit, als müsse er auf seinen Namen reagieren. Dann erteilte er ihm einen Befehl: „Vorwärts! Heraus!“ (Wörtlich übersetzt) Tatsächlich bewegte sich da drinnen etwas. Die Mumie erhob sich. und der Verstorbene kam heraus. Ein gruseliger Anblick: Um die Füße hatte er die Binden, um die Hände ebenso. Sein Gesicht war verhängt mit einem leinenen Handtuch. Jesus sagte: „Befreit ihn von den Binden, sodass er frei herum gehen kann.“ Viele der jüdischen Ehrengäste, die wegen der Trauer zu Maria gekommen waren, wurden somit Zeugen dieses Ereignisses. Leute, die bisher misstrauisch gegenüber Jesus waren, hatten mit eigenen Augen gesehen, was er getan hatte. Sie fassten Vertrauen zu ihm. Sie glaubten ab jetzt an ihn. Andere wussten nichts Besseres, als zu denen zu laufen, für die der Glaube aus lauter Gesetzen bestand.
Nach der Rückholung des Lazarus ins Leben wurde Jesus schlagartig noch mehr zum gefeierten Helden und die jüdische Führung schäumte vor Wut. Zu bestreiten und als Lügengeschichte abzutun war der „Vorfall“ nicht, denn dafür gab es zuviele Zeugen – noch dazu angesehene Männer aus Jerusalem. „Da beriefen die Hohepriester und die Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates ein. Sie sagten: Was sollen wir tun? Dieser Mensch tut viele Zeichen. Wenn wir ihn gewähren lassen, werden alle an ihn glauben. ... Von diesem Tag an waren sie entschlossen, ihn zu töten. “ (Joh 11,47f.53) Jesus muss sich dieser Konsequenz bewusst gewesen sein, noch bevor er sich entschloss, Lazarus zu retten. Er riskierte damit sein eigenes Leben noch mehr.

Taybeh, in Palästina gelegen, ist stolz auf seine christlichen Wurzeln, die noch auf die Zeit Jesu zurückgehen.
Aber er musste seine Festnahme hinauszögern – bis zum Fest an dem die Juden das „Lamm“ schlachten. „Jesus ging von nun an nicht mehr öffentlich unter den Juden umher, sondern zog sich von dort in die Gegend nahe der Wüste zurück. Zu einer Stadt namens Efraim. (Die Stadt lag in Samarien, also außerhalb von Judäa, heute eine palästinensische Stadt als katholische Pfarre, namens Taybeh, 15 km nordöstlich von Jerusalem) Dort blieb er mit seinen Jüngern.“ (Joh 11,54)
Deshalb gab die jüdische Führung einen Fahndungsbefehl aus, der an jeder Synagogen-Tür angeschlagen wurde. „Sie hatten angeordnet, wenn jemand wisse, wo er sich aufhält, solle er es melden, damit sie ihn festnehmen könnten.“ (Joh 11,57). Wie zuverlässig dieser Hinweis im Johannes-Evangelium ist, zeigt ein Bericht aus der rabbinischen Überlieferung des 2.Jahrhunderts (babylonischer Talmud) Darin heißt es: „Am Rüsttag des Pascha hat man Jeschu (von Nazaret) gehängt (Das Wort "gekreuzigt" wird bewusst vermieden). Ein Ausrufer ging 40 Tage vor ihm her: Er soll gesteinigt werden, weil er gezaubert und verführt und Israel abwegig gemacht hat. Jeder, der für ihn eine Rechtfertigung weiß, komme und begründe sie für ihn. Aber man fand für ihn keine Rechtfertigung, und so hängte man ihn am Rüsttag des Pascha.“ Wenn wir die Zahlenangaben von 40 Tagen ernst nehmen, dann fiel der Erlass des Haftbefehls in den Februar des Jahres 30. Somit ist klar, wann die Erweckung des Lazarus gewesen sein muss. Auf dieses Vertrauenswagnis an der Grenzlinie des Todes hatte sich Jesus also eingelassen, er hatte voll und ganz dem VATER vertraut – nur wenige Wochen vor seiner eigenen Grenzlinie.
Jesus hatte mit dieser Tat bewiesen, dass es beim VATER immer noch Möglichkeiten gibt, auch wenn es für die übliche Gesellschaft aussichtslos erscheint, ja tot ist. Jesus hatte damit die Grenzenlinie des Todes verschoben: Anscheinend war es der Plan Gottes gewesen, den Lazarus bis zur Schwelle des Todes zu führen, um ihn eine Nahtod-Erfahrung machen zu lassen. Deshalb durfte ihn Jesus nicht vorzeitig aus der Krankheit retten. Aber als der Zeitpunkt reif war, wurde dem Mann die Liebe in Person geschickt, Jesus, die sehr, sehr stark war, die hat ihn zurück geholt. Das hat diesen Mann wohl geprägt für das restliche Leben, ihm mit Stärke und Dankbarkeit ausgestattet. Die Hüter der Religion wollten auch ihn, Lazarus, aus dem Weg räumen - umbringen, aber sie konnten nicht. Die Bibel erzählt uns nicht, wie es mit Lazarus weiter gegangen ist. Sicherlich wird er zunächst mit seinen finanziellen Mitteln die junge Jesus-Bewegung unterstützt haben. Nach so einer Erfahrung hängt man nicht mehr an Geld und Besitz. Die Legende erzählt, dass er von Paulus in Larnaca auf Zypern beauftragt worden sei, Gemeinden zu begleiten und für sie Verantworung zu übernehmen. Eine andere Legende sagt, er hätte das Evangelium in den Westen des römischen Reiches, in das heutige Frankreich, in die Provence, gebracht - oder nur seine Gebeine sind dort hingebracht worden. Wo auch immer er heilsame Hauskreise unterstützt hat, er hat sie liebevoll begleitet, denn das war er der damaligen Liebe des Meisters schuldig,
Der heutige Mensch fragt sich: Kann sich das so zugetragen haben? Vier Tage im Grab – dann wieder ins Leben zurückgekehrt? Das Evangelium spricht sogar von Verwesungsgeruch. Wird sich der heutige Mensch leichter Jesus anvertrauen, wenn er das „Wunder“ einsichtig erklärt bekommt? Den Versuch ist es zumindest wert: Die Art der Krankheit des Lazarus ist uns leider nicht beschrieben. Es könnten eitrige Hautgeschwüre gewesen sein über den ganzen Körper –nicht Lepra, aber so ähnlich - dann haben sie ekelerregend gestunken, wie Verwesungsgeruch – erst recht von der Grabhöhle heraus. Zwei junge Frauen haben mich auf diesen Gedanken, auf diese Deutung gebracht durch ihren Bericht, wie sie in den Slums von Kenja eitrige Füße der Schulkindern gewaschen und desinfiziert haben. Sie sagten: Ihre Zehen stanken wie Verwesungsgeruch. Der Körper des Lazarus könnte in den letzten Tagen auf Notprogramm herunter geschaltet haben, er sah wie tot aus. So wurde er bestattet. Aber die Hirnforscher sagen uns, dass das Gehirn mit so schwachen Hirnströmen weiter arbeiten kann, dass es für Laien nicht mehr erkennbaren ist. Zu den letzten Organen, die bei einem Sterbenskranken noch in Takt bleiben, gehört das Ohr – deshalb mahnen die Krankenschwestern der Palleativmedizin, man solle am Bett eines Sterbenden nicht achtlos irgend etwas dahin plaudern. Er hört es. Deshalb auch hat Jesus so laut in die Gruftstätte hinein gerufen. Die Stimme des hochgeschätzten und geliebten Lehrers hat Enormes mobilisiert. Wenn am Sterbebett ein ersehnter, liebevoller Freund oder Bruder auftaucht, kann das enorme Restkräfte in einem fast erloschenen Leben wachrufen. Hirnforscher haben eine Steigerung der Hirnströme um ein vielfaches nachgewiesen. In Liebe verbundene Angehörige und einfühlsame Seelsorger können das bestätigen: Die Umstehenden hatten schon den Eindruck, der Schwerkranke würde nun bald dahin scheiden, aber nach der Begegnung kam er erstaunlich rasch zu Kräften. Jesus tat genau das. War er also ein Wundertäter? Vor dem Jesus, der einfach „Wunder“ tut, müssen wir fassungslos dastehen. Für einen, der höchst einfühlsam erkennt, welcher der heilsame Zeitpunkt ist, und was ein Röchelnder gerade jetzt braucht, weil er an den Rand des Lebens geraten ist, für einen solchen Jesus können wir Sympathie empfinden, dem können wir uns anvertrauen.
Nahtod-Erfahrungen
Unter diesem Stichwort ist im Internet eine Menge zu finden. Hier ein paar Beispiele.
Am meisten beeindruckt hat mich der erste Beitrag, Die Liebe einer Mutter holt ihr für tot erklärtes Baby ins Leben zurückholt, obwohl die Arzte der Geburtsstation es schon in den Leichenraum verlegt hatten.
In vielen Schilderungen von Nahtod-Erlebnissen sprechen die Betroffenen von einem überwältigenden Licht

https://www.welt.de/vermischtes/article106174167/Ploetzlich-hoerte-ich-ein-Wimmern.html
Geburtsstation in argentinischem Krankenhaus, März 2012 : Amalia Bouter wollte noch einmal ihr totes Baby sehen. ... Die Mutter berührte den Kopf, da hörte sie etwas. ... Kommentar in der Tageszeitung "La Nación": "Es ist die Liebe der Mutter, die das Wunder möglich gemacht hat: Die Mutter, die ihr totgeglaubtes Kind im Leichenschauhaus besuchen will, um dort von ihm Abschied zu nehmen, die es dort berührt am Köpfchen, den winzigen Händchen und dann spürt, dass ihr Kind darauf mit einem winzigen Seufzer antwortet: Das ist das Wunder der Mutterliebe."
Sie glauben ihren Körper zu verlassen oder ein helles Licht zu sehen: Viele Herzstillstand-Patienten berichten über solche Erfahrungen - obwohl sie klinisch tot waren. Eine Studie zeigt jetzt, dass mehr dahinterstecken könnte als Fantasie. 2014
Bruno Baumann hat den Himalaja bestiegen und als erster Mensch die Wüste Gobi im Alleingang durchquert. Im Interview spricht der Abenteurer von der lähmenden Angst, dem Verdursten und dem Nahtod auf dem Gipfel.
Baumann, geboren 1955 in der Steiermark, ist ein österreichischer Forschungsreisender, Schriftsteller, Dokumentarfilmer und Vortragsredner. Er durchquerte 2003 als erster Mensch im Alleingang die rund 500 Kilometer durch die Wüste Gobi. Der renommierte Wüsten- und Himalaja-Experte studierte Ethnologie und Geschichte und wohnt in München
Diese Frau war 23 Minuten klinisch tod. Christine Stein, geb.1981, Deutschland, schrieb ein Buch darüber.
Bericht 2019, https://www.youtube.com/watch?v=GarsgYGjHMM
FOCUS Online stellt fünf unglaubliche Nahtod-Erfahrungen vor.