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12. Mai 2019

4.Sonntag der Osterzeit

Sie hören auf meine Stimme

Joh 10,27-30

Äußerst kurz ist diesmal das Evangelium, aber aussagestark. Ich habe es mit einem Freund besprochen, der aus seiner Kindheit und Jugend erzählen kann, wie er 700 Schafe in den Bergen gehütet hat. Seit fast 40 Jahren ist er nun Priester und es klingt ergreifend, wie die Hirten-aufgabe sein damals junges Leben geprägt hat. Ich möchte die Jesus-Worte und seine Erfahrungen ganz schlicht nebeneinander stellen.

Meine Schafe hören auf meine Stimme, ich kenne sie und sie folgen mir.

Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen.

Mein Vater, die sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.

 

 

Ich und der Vater sind eins.

Schafe hörten tatsächlich auf meine STIMME – mehr als auf meine Worte. Der Klang wurde ihnen vertraut. Wenn ich zu Ferienbeginn zur Tante in die Berge hinauf gekommen bin, habe ich nur etwa eine Woche gebraucht, bis ich wieder alle Namen kannte. Ich kannte jedes einzelne Tier (fast wie persönlich): an der Eigenart, den Besonderheiten im Fell, an der Schnauze. In dieser ersten Woche haben sie sich an mich gewöhnt, an meine Stimme und sind mir dann überall nachgegangen.

Ich habe sie zu den jeweils frischgrünen Weideflächen geführt, zu Wassertränken, zu Quellen, … und ich habe über sie gewacht. Sie haben sich auf meinen Schutz verlassen. Der Wolf war immer da, aber ließ sich nie sehen. Nur in der Dunkelheit sah ich seine Augen blitzen. Er lauerte ständig und wartete auf meinen Fehler, ob ich ein schwaches Schaf aus den Augen verliere. Daher durfte ich nur nicht zulassen, dass eines wegkommt. Wenn ein Schaf sich verläuft, findet es nicht von selbst zurück – niemals. Es ist von sich aus unfähig, den eigensinn eingeschlagenen Weg zurück zu gehen. Ich muss es suchen und rufen. Es kennt nur meine Stimme, auf die eines fremden achtet es nicht einmal. Wenn ich es gefunden habe, muss ich es packen und zur Herde bringen.

Mir als jungen Buben hat meine Tante für drei Monate die riesige Herde überlassen. Ich habe mit den Tieren täglich 16 Stunde zusammen gelebt und 8 Stunden geschlafen. Ich war immer mit ihnen beisammen, sie waren mir vertraut und ich ihnen. Wir haben alles gemeinsam durchgestanden: sonnige Wochen, Hitze, Regen, Gewitter, Landschaftswechsel. Sie haben mich ernährt durch Milch, ich habe auf ihre Sicherheit geachtet.

 

Jesus spricht von seiner Grundlage und nennt sie „Mein Vater“ , ich verstehe darunter das „Urvertrauen“. Ich zweifle nicht, dass ich am nächsten Morgen wieder frisch aufwache. Das weiß ich einfach, unerschütterlich!

In diesem Urwissen fühle ich mich sicher und stark. Es ist die primäre Aufgabe des Seelsorgers das Vertrauen in den Schöpfer, den „Vater“ auszustrahlen und glaubwürdig aus dieser Verbundenheit heraus zu leben.

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Die Schnellstraße Nr.90 führt an Jericho vorbei durch die Wüste. Sie ist stark befahren von Israelis, die vom Norden kommend an Jericho vorbei Jerusalem erreichen wollen. Radfahrer sind selten - auch keine Gefahr für Schafherden.

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Schafe und Ziegen müssen auf die Stimme des Hirten hören, wenn er mit ihnen die Straße unbeschadet von LKWs überqueren will.

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